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Der Texaner Veganer

Des einen (Lebens-)Leid, des anderen (Essens-)Freud'. „Speziesismus”, „menschliche Brille”, „soziokulturelle Prägung” – um ein paar Begrifflichkeiten in den virtuellen Raum hier zu werfen, die meiner Meinung nach die Wurzel vielen Übels sind, das wir anderen Lebewesen zufügen.

„Wos woaß i, wos des is, des woaß koaner, aber sicher wieder wer von di Veganer

Wenn du jetzt „Hääää?” denkst, dann kennst du den Zillertaler Jodelautomaten nicht! Und ja, schuldig im Sinne der Anklage, ich bin einer von ihnen oder „denen” – sofern du direkt etwas Abwertung zum Ausdruck bringen willst – (sorry für meine Vorurteile, du bist bestimmt ein ganz netter Mensch). Spätestens jetzt weißt du also, mit wem du's zu tun hast („Ve-gaa-neeer” 😱).

Wie äußert sich diese Krankheit in meinem Alltag?

Prinzipiell im Konsumverzicht auf jegliche tierische Produkte – unter Berücksichtigung des folgenden Kleingedruckten:

  • Ich esse Eier von einem Bauern aus der Verwandtschaft, wo die Hähne mitaufgezogen werden und die Tiere herumlaufen dürfen
  • Ich konsumiere Honig, wenn er mir mal über den Weg läuft (meine Rechtfertigung ist, dass die Bienen es ja gar nicht merken, wenn man ihn ihnen wegnimmt … – schön, wie man immer einen Grund findet, nich?)
  • Es kann vorkommen, dass ich mir den Griff zu einem „Schokolädchen”, das irgendwo herumliegt und Milch enthält, oder ähnliches auch mal nicht verkneife

Also bin ich strenggenommen kein waschechter Veganer, aber ich runde einfach auf. Der Mensch ist sich selbst gegenüber ja gern großzügig.


Wie solltest du dich verhalten?

So wie ich! Fühle, denke und handle, sprich sei, einfach wie ich … dann sehe ich dir all deine Schwächen und Fehler nach und habe nichts an dir herumzumoralisieren, halte dich für mit den besten Menschen auf der Welt und wir kommen vermutlich einigermaßen miteinander klar. „Ach, wären doch alle wie ich – die Welt wäre eine bessere!” Okay, wir würden dann vermutlich noch in Höhlen leben bzw. wären längst ausgestorben (denn zum Erhalt einer Spezies braucht es zumindest ab und an mal Sex) – aber eben deswegen, wäre diese Welt ja eine bessere.

Ojee, so ein klugscheissender Ökofuzzi, der glaubt, die Weisheit mit einem Schaufelbagger gefressen zu haben, und die ganze Welt zu Pflanzenfressern bekehren will und der meint, wenn er eine pseudohumorvolle Schreibe über das Ganze legt, macht es die Sache besser????
Ja, genau. Hihi.

Wie gehst du nun mit der Situation um?

Hm, schwierig. Ich sehe folgende Möglichkeiten:

  • Das Ganze kann dir nun innerlich sauer aufstoßen. (Bitte schluck es runter, ich will keine Sauerei hier. Die Seite ist noch relativ neu. Und nein, das sind natürlich keine Lederbezüge!)
  • Das kannst dich freuen „Juhu, einer von uns!”
  • Du kannst irgendwo dazwischen sein (was ich aus statistischen Gründen vermute) und dich unvoreingenommen mit meinen „Gedanken zu Moral” beschäftigen – und danach dann den Stab über mich brechen (kein Muss!)

Wie konnte es nur so weit kommen?

Wie das so ist mit menschlichem Verhalten: es war ein schleichender Prozess. Tatsächlich bin ich mit einer (Geschmacks-)Allergie gegen vielerlei Gemüsesorten geboren, die ich bis heute nicht abgelegt habe – was die ganze Veganerei natürlich nicht einfacher macht.

Mein hedonistischer Schweinehund erinnert sich auch voller Wehmut zurück an die Zeit, als ich mein Gebiss noch hemmungslos in Schnitzel und Hähnchenkeulen vergraben habe. Irgendwas muss mich dann veranlasst haben, zu hinterfragen, wo die ganzen Leckereien herkommen und woraus sie gemacht sind. Ich habe festgestellt, dass der Schnitzelbaum ein Mythos ist und die Hähnchenkeulen auch nicht per Zauberhand einfach so im Supermarktregal oder am Grillhähnchenstand auftauchen, sondern dass Lebewesen wie du und ich dahinterstecken, die auch gern ein gutes Leben hätten. Voll krass, oder?!

Und so hat sich mein Gewissen einfach über mein Ego hinweggesetzt und gesagt, dass es da nicht mehr mitmacht – hedonistischer Schweinehund hin oder her. Die beiden fanden einen Kompromiss und haben sich entschieden, nur noch tierisches „Bio” zu konsumieren. Da war das Gewissen dann erstmal ruhiggestellt und der Schweinehund konnte prima damit leben. Dieses angenehme moralisch-hedonistische Gleichgewicht brach allerdings zusammen, als mein investigatives Ich dahinterkam, wie aussagekräftig „Bio” tatsächlich ist und wie viel Schindluder damit getrieben und in Mogelpackungen versteckt wird …

Und was soll ich sagen, so ging es grade weiter mit allem, was mein Schweinehund sich so schön zurechtgelegt hatte. Du kannst dir vorstellen, er hat sich mit Händen und Füßen gewehrt und versucht, sämtliche Schlupflöcher auszulosten und doch noch irgendeine Lösung zu konstruieren, um dieses im Hintergrund lauernde Gespenst, dem er den Stempel „Verzicht” gegeben hatte, abzuwenden … Aber mein freudsches Über-Ich kam seinen Nebelkerzen auf die Schliche und zu der unbequemen Erkenntnis, dass die EINZIGE Möglichkeit, kein Leid bei anderen Lebewesen zu verursachen, darin besteht, keine Produkte zu konsumieren, die von ihnen stammen. So ernüchternd wie einfach. Und das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn du Tierprodukte konsumierst, bist du Tierquäler.

Uff!? Ja, uff ruhig. Den hau ich einfach so raus. Denn es ist die nüchterne, ungeschönte, unbequeme Wahrheit, die es auszuschreiben gilt. Oder findest du, dass die Frau, die ihren Mann umbringen lässt, weniger schuld hat als der Auftragskiller, der die Drecksarbeit für sie erledigt? (Je nachdem, welches Geschlecht du hast, fühl dich frei, die Rollen von Täter und Opfer in dem Beispiel zu vertauschen.)

„Aber das kann man doch nicht miteinander vergleichen!”  möchtest du mir erwidern und dir einreden? Dann muss ich dich ent-täuschen und halte dagegen, dass du das Ganze durch deine menschliche Brille mit deiner soziokulturellen Prägung betrachtest. Wie geschrieben, ich gehe hier näher darauf ein.

Das ist die unbequeme, rationale Wahrheit. Auch wenn sich jetzt alles in dir sträubt, sie zu akzeptieren, du dich selbst ja in einem ganz anderen Licht siehst und dir solche Aussagen gleich mal viel zu pauschal, anklagend, radikal oder „so typisch Veganer” vorkommen und dein selbstverklärter Schweinehund s
chon an einer Gegen„argumentation” arbeitet, die sich bestimmt schlüssig für dich anhört. Noch(?).

Du merkst schon, das ist genau mein Ding, also Moral und so

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