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Ja, so war das damals ... – oder auch nicht


Hier fehlt begleitendes Bildmaterial! Muss ich noch nachreichen. Stell dir solange einfach vor, die Seite wäre hübsch. Danke für deine Unterstützung!
Autobiografie
Stationen meines Daseins
August 1977

Hurra! Mein erstes Erbrochenes!
Du, du!, schimpft Mama mit nicht ganz ernstgemeintem erhobenen Zeigefinger, als die Brühe über ihre Bluse läuft.

Ich lächle kurz aber charmant, mache ein Bäuerchen und übergebe mich erneut.
Juli 1979

In meinem Laufstall verschlucke ich ein lustiges Knetgummimännchen, das sich später jedoch als Alien entpuppt und sich in mein Gehirn einnistet. Sein Einfluss auf meine Persönlichkeit nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ärzte sprechen von einer "unheilbaren Bewusstseinsstörung". Blödsinn!

Im Oktober 1982 entsteht bereits die Idee zu meinem Roman Aussichtslos...? – in meinem Kinderbett mit Spielzeugfiguren. Allerdings wird in dieser ersten Version noch kein armer Ausländer von bösen Neonazis terrorisiert, sondern ein Plüsch-Häschen von einer Gruppe Marionetten.
April 1985

Eine schwierige Entscheidung gilt es zu treffen: Willst du ein begnadeter, mit allen Wassern gewaschener Künstler werden oder ein unbegabter, erfolgloser Schreiberling?, frage ich mich.

Ich werfe schnell einen Blick in mein letztes Zeugnis mit den Halbjahresnoten und stelle fest: Gut, meine Zensuren in Kunst sind hundsmiserabel, aber die in Deutsch sind einfach nur schlecht. Und so muss nicht lange überlegen, als ich mein Notenheft wieder zuschlage. Mein Entschluss steht fest: Ja, ich werde Maler!
Jawohl, ein zweiter Pablo P. will ich werden, ein Michelangelo! Wundervolle Fresken an die Decken von Kathedralen will ich malen, pittoreske Landschaften porträtieren und grafisch anspruchsvolle Homepages gestalten!

Ich sehe sie im Geiste schon vor mir: Gut situierte Museumsbesucher, Trauben von Kunstkennern, die Jahre nach meinem Tod vor einem Gemälde von mir stehen und endlich den Sinn dahinter entdecken, der mir selbst mein Leben lang verborgen blieb. Ja, ja, höre ich sie alle anerkennend sagen und sehe, wie sie wohlwissend mit den Köpfen nicken.
Ach!
Im März 1987 stelle ich mein musikalisches Talent unter Beweis und komponiere auf meiner Blockflöte das beliebte Maurerlied "We all live in a Betonmischmaschin". Es reicht allerdings nur zum Titel. Paul McCartney droht mit einem Urheberrechtsstreit.
Mai 1989

Meine künstlerischen Bemühungen fangen an die ersten Früchte zu tragen:
Mama läßt das Bild, das ich ihr zum Muttertag gemalt habe, zwei volle Tage an der Wand in ihrem Schlafzimmer hängen - sie hat den Spiegel sogar soweit versetzt, dass man fast die komplette Hälfte vom linken Teil meiner Zeichnung darunter erkennen kann!
Sie lächelt, als ich ihr begeistert versichere, dass sie in den nächsten Tagen noch viel viel mehr Bilder von mir geschenkt bekommen wird.
August 1993

Heimlich, still und leise fange ich damit an, meinen ersten Roman "Aussichtslos...?" zu schreiben, verrate es aber niemandem. Hihi.
Du, du!, sagt Mama mit erhobenem Zeigefinger, als sie mich beim heimlichen Schreiben erwischt.
Ich schaue sie nur schuldbewusst an und schweige.
März 1994

Um weiterhin Fortschritte im künstlerischen Bereich zu machen, fange ich – auf die ein oder andere Inspiration hoffend – an, eine gewisse Vorliebe für Videofilme zu entwickeln und unterschreibe einen Zwanzig-Jahres-Vertrag mit der hiesigen Videothek.
April 1994

Da ich auch auf dem Gebiet der Aktmalerei vorankommen möchte, verschaffe ich mir mittels eines gefälschten Ausweises Zutritt zu jener Abteilung der Videothek, aus der ich bisher meist Männer mittleren Alters mit undurchsichtigen Tüten und verstohlenen-vorfreudigen Blicken herauskommen sah. Ich fange an zu begreifen, wieso.
September 1994

Endlich ist es soweit: Nach harten sechs Monaten des Konsums verleiht mir die Videothek im Rahmen einer feierlichen Zeremonie die Goldene Mitgliedskarte – die Karte aus Platin gibt's vom Team der Erwachsenenabteilung.
Im August 1995 ist es mir vergönnt, bereits seit achtzehn Jahren auf der Welt zu sein, und das ist Anlass für mich genug, im großen Stil meinen ebensovielten Geburtstag zu feiern.

Zahlreiche bekannte Größen aus dem Showgeschäft (Dustin Hoffman, Sharon Stone, Tom Hanks, Robert de Niro - um nur einige zu nennen) kommen nicht zu meiner Party und werden auch im darauffolgenden Jahr nicht erscheinen.

Liegt es an meinen selbstgemalten Einladungskarten?

Juni 1997

Ich werde ohne jedwede Auszeichnung aus dem Schuldienst entlassen und trete noch im selben Jahr meinen Zivildienst an. Meiner Farbenblindheit und Kurzsichtigkeit prädestinieren mich für den Job als Fahrer bei der KBF (Körperbehindertenförderung).

Ich kann die Verantwortlichen eines Kindergartens schließlich von meiner Unfähigkeit überzeugen und arbeite zwischen den Touren in einer Gruppe mit kleinen Kindern, in deren Bildern ich auf Anhieb eine Geistesverwandtschaft zu meinen Kunstwerken erkenne. Unglaublich, dass schon Vierjährige über ein solches Talent verfügen!

Da ich in den Blagen mit der Zeit ernsthafte Konkurrenten sehe, schleiche ich mich nachts heimlich in den Kindergarten und stibitze ihre Windeln, die ich sofort auf dem Schwarzmarkt verhökere.

Die Millionen, die ich damit verdiene, beginne ich im Mai 1998 an der Börse erfolgreich fehl zu investieren. (Wenn auch Sie auf meinen ruinösen Spuren wandern und viel Geld loswerden möchten, halten Sie sich an Herters Börsenweis(dumm)heiten).
Oktober 1999

Unverhofft wird mir eine Stelle als Student im Fach Wirtschaftsingenieurwesen angeboten. Obwohl meine Gehaltsforderungen nicht erfüllt werden, nehme ich den Posten an. Als ich dem Dekan der Hochschule bei der Immatrikulation stolz ein paar meiner Bilder zeige, glaube ich eine Spur von Begeisterung in seinem fragenden Blick zu entdecken.
2002

In nur 9 Jahren zwischen dem ersten geschriebenen Wort und seiner Veröffentlichung erscheint mein erster Roman – mit einer Illustration von mir auf dem Umschlag!
Tjaah, hier endet dieser autobiografische Exkurs – obwohl ich (hoffentlich) noch am Leben bin, wenn du das liest.  Aber wie geschrieben, wir befinden uns im „Archiv der alten Website” . Jetzt siehst du auch, wie alt der Text ist.
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