Gott, Religion, Kirche
Hier ein Auszug meiner völlig subjektiven und keineswegs „wissenschaftlich fundierten” Gedanken über Glaube und Religion – und meine Interpretation über deren Entstehung. Spoiler: Wenn du „gerne” glaubst oder leicht verletztbare religiöse Gefühle hegst, überleg dir, ob du das lesen willst – nicht, dass besonders revolutionäre Gedanken dahinter steckten oder es allzu böse ausarten wird, ich will es nur erwähnt haben.
Davon abgesehen steht es dir frei, meine Aussagen oder Ansichten genauso kritisch zu hinterfragen und mich zu korrigieren, wie ich es hier mit den Ansichten anderer mache. Auch wenn ich aus purer Effekthascherei etwas zu überspitzt dargestellt oder irgendjemandem unrecht getan haben, lass es mich wissen.
Davon abgesehen steht es dir frei, meine Aussagen oder Ansichten genauso kritisch zu hinterfragen und mich zu korrigieren, wie ich es hier mit den Ansichten anderer mache. Auch wenn ich aus purer Effekthascherei etwas zu überspitzt dargestellt oder irgendjemandem unrecht getan haben, lass es mich wissen.
Der Mensch und Gott – und wie ich glaube, dass die beiden sich gefunden haben
- Dem Menschen wird bewusst, dass er (auf der Welt) ist. „Cognito ergo sum.”
- Er ist intelligent, aber wenig wissend. Er sucht Antworten, hat Ängste und Bedürfnisse.
- Dank seiner Gabe, zu philosophieren, löst er über die Zeit einen Teil der Probleme (fehlende Antworten), indem er Gott erschafft. Das liefert ihm zumindest mehr Erklärungen als es neue Fragen aufwirft. Denn Gott ist eine praktische "Blackbox", in der es sowohl logisch als auch unlogisch zugehen darf.
- Nun gilt es für den Menschen, seinen Machtanspruch zu legitimieren. Der Mensch flüstert seinem Gott zu, was dieser ihm, dem Menschen doch bitte sagen soll. Und so sagt Gott dem Menschen: „Du bist das höchste Wesen auf Erden, also verhalte dich ruhig so. Breite dich über die ganze Erde aus, ordne alles deinen Interessen unter und (be)herrsche (über) alle anderen Lebewesen.” – Juhu, freut sich der Mensch. „Aber lieber Gott … das wäre doch nicht nötig gewesen – aber nun gut, wenn du darauf bestehst … Und weil da du das höchste Wesen bist – wer bin ich, um an deinen Weisungen zu zweifeln! Ich nehme den Auftrag an und besteige auch den Thron, den du mir anbietest. Ich erkläre mich in Gottes Namen zum Herrscher auf Erden, vermehre mich nach Leibeskräften und nehme mir alles, was ich will.”
- Der Absolutismus des Homo Sapiens ist damit unter Dach und Fach. Er pflanzt sich „genetisch” in das kollektive Selbstverständnis des Menschen und gibt ihm seither die moralische Legitimation, die Erde als die seine zu betrachten – und sich den anderen Lebewesen gegenüber überlegen zu verhalten.
Erschaffung des Anthropozentrischen Weltbilds ✓ Checked - Nun ist der Mensch aber nicht wirklich immer ein guter, sondern gerne auch mal Egoist – was ihm irgendwo schon auch bewusst ist. Er begreift, wenn er bestehen will, muss er dem Egoismus des Einzelnen Einhalt gebieten, sonst … Sodom und Gomorra. Was also tun? Nicht verzagen, Gott befragen. Dieser hält auch schon eine – je nach Religion – mehr oder weniger umfangreiche Palette an Geboten und Vorschriften parat. (Welche im einen oder anderen Fall durchaus eine „gewisse Übereinstimmung” zu haben scheinen mit den Interessen und Wertevorstellungen der jeweiligen Verkünder der Gottesbotschaft.)
- Der Mensch hat nur ein Problem: Wie soll er sich dazu motivieren, sich an all die Regeln zu halten? Er weiß um seinen halbwegs willigen Geist, aber vor allem um sein schwaches Fleisch. Gibt es etwas, das ihn motivieren könnte, brav zu sein, ihm gleichzeitig seine Ängste nimmt und dazu noch seine Wünsche erfüllt?
- Da geht er in sich und befragt seinen Gott – von dem er prompt die Lösung präsentiert bekommt: Ich vergebe dir all deine Sünden. Nach dem Tod, den du doch so fürchtest, kommst du ins Paradies und wirst dort ewig leben – ABER: du musst an mich glauben und meinen Regeln gehorchen. Höre auch auf die Verkünder meiner Botschaft und folge ihnen.
(optional): Bekämpfe alle Ungläubigen, die den Frevel besitzen, den Worten der Verkünder nicht zu glauben. Entscheide gerne situativ und nutze deine Fähigkeit zur willkürlichen Interpretation meiner Worte, um zu entscheiden, wen du als Ungläubigen betrachtest. Und sollte diese Vorgehensweise der Ungläubigenbekämpfung eines Tages nicht mehr salonfähig sein, interpretiere meine Worte dahingehend um, dass sie wieder einigermaßen gesellschaftskonform sind und deine Religion moralisch nicht vollkommen disqualifizieren.”
Im Islam packt Allah fürs Paradies dann noch ein paar dutzend Jungfrauen obendrauf. Ein Schelm, wer sich fragt, was einen im islamischen Paradies wohl erwartet hätte, wenn der Prophet eine Frau gewesen wäre? Die Chippendales?
(Falsch, denn eine Prophetin wäre in dem soziokulturellen Umfeld kaum denkbar gewesen.)
Kurzum: Wer bei all den lieblichen Verheißungen nicht glaubt, ist selber schuld. („Wer kann dazu schon nein sagen!?”)
Den meisten dürfte gar nicht bewusst sein, welcher „intrinsische Egoismus” eigentlich hinter dem Paradiesversprechen, dem Tauschhandel „Gutes Tun gegen Himmelreich” steckt: Der Mensch handelt nur dann uneigennützig und hält sich an Ethik und Moral, wenn er dafür eine Belohnung bekommt? Ist das nicht fast wie Ablasshandel?
Aber weil der Mensch nunmal so ist und so denkt, geht er davon aus, dass (s)ein Gott (den sich der Mensch nach seinem Ebenbild geschaffenen hat, nicht umgekehrt!) genauso tickt. (Der Lügner geht auch davon aus, dass alle anderen lügen.)
Abrahamitische Religionen
Bei den abrahamitischen Religionen könnte man von der Chronologie her den Islam als „Upgrade” des Christentums betrachten, welches wiederum ein Upgrade des Judentums darstellt. Ohne letzteres gäbe es die beiden anderen nicht. Und das Judentum gäbe es wohl nicht, hätte nicht der ägyptische Pharao Echnaton (wohl der Vater von Tutanchamun) mit der Tradition des Polytheismus gebrochen und „willkürlich” entschieden, dass es nur einen Gott gebe (Aton).Wie weit hergeholt ist der Gedanke, dass dieser Gott Eingang gefunden hat in den später entstehenden jüdischen Glauben und Echnatons Aton der „Urknall” war für das jüdische / christliche / islamische Gottesbild? Dieses Bild wurde im Laufe der Jahrhunderte dann angepasst (man stelle bei der Bibel einfach das Gottesbild im Alten Testement dem des Neuen Testaments gegenüber). Und vielleicht erfolgten diese Anpassungen nicht unbeeinflusst von den Interessen der Verkünder des jeweiligen Gottes?
Produkt Religion
Religion ist ein spirituelles Produkt, das Bedürfnisse seiner Konsumenten (Gläubigen) erfüllt. Es wurde von Vertrieblern (Propheten, Aposteln, Missionaren) mittels Marketing (Reden, Schriften) unters Volk gebracht.
Das Produkt Religion konnte sich verbreiten, weil es, wie jedes andere Produkt, ein Problem seiner Kunden löst. Zwar werden den Gläubigen Pflichten auferlegt, aber das schmälert die Attraktivität des Produktes kaum, sondern macht es vielmehr plausibler (sonst wäre es dann doch zu offensichtlich „zu schön, um wahr zu sein”). Es ist wie in der Wirtschaft: Das Produkt, das die Bedürfnisse seiner Zielgruppe am besten befriedigt und das die charismatischsten Vertriebspersönlichkeiten hat, setzt sich durch.
Ironischerweise unterliegt auch Religion den Gesetzen der Evolution: Diejenigen Religionen haben überlebt, die am besten auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe angepasst waren, und konnten über die Jahrhunderte in der „vorwissenschaftlichen Zeit” ein Oligopol ausbilden.
Von dem Thron ließen sie sich nicht mehr vertreiben, denn Kunden bleiben ihrer Marke meist treu – durch die Erziehung und dem Beispielnehmen am Verhalten der anderen aus der eigenen (Religions)Kultur wird die Religion weitergegeben – von Generation zu Generation (#soziokulturelle Prägung)
In seltenen Fällen stellt der Einzelne fest oder wird davon „überzeugt”, dass eine andere Religion die eigenen Bedürfnisse noch besser befriedigt. Dann konvertiert man auch mal. Aber die meisten bleiben wohl bei dem, was ihnen „anerzogen” wurde. Übrigens, bleibt die Religion, mit der man aufwächst ja zufällig auch immer die „plausibelste”.
„Die anderen Religionen sind ja so absurd und primitiv”
Ich hatte als Junge immer insgeheim die Naturvölker belächelt mit ihren befremdlich anmutenden Ritualen. Menschen, die ums Feuer tanzen und sich in einem seltsam anmutenden Singsang verlieren. Diese Religionen waren ja sowas von primitiv und „unlogisch”… während meine christlichen Rituale außer Diskussion standen, wie etwa:
- an einen Gott glauben, der parallel sein eigener Sohn und noch dazu ein „Heiliger Geist” ist, welcher sich quasi mit der eigenen Mutter selbst gezeugt hat!? (ich erinnere mich gut, wie absurd ich die Beziehungskonstellationen der Götter in der Griechischen Mythologie fand)
- den Hinrichtungsgegenstand anbeten, an dem der Begründer meiner Religion ermordert wurde
- dessen Blut zu trinken und von seinem Leib zu essen, wenn auch symbolisch
- Wasser über den Kopf leeren bei der Taufe
- Auf Gebetsbänke knien
- Weihrauch …
- Bekreuzigen …
- und so weiter
Was hätte wohl ein „rationaler Außerirdischer” über mich gedacht, während ich meine Religion praktizierte? Ähnliches wie ich über die Naturvölker? Und was hätte ich wohl gedacht, wenn ich nicht seit Geburt mit meiner Religion „gebrainwashed” worden wäre?
Gut sein, weil man glaubt
Als Gläubiger hielt ich mich allein schon deswegen für einen guten Menschen, weil ich glaubte und jede Woche artig in die Kirche ging … aber habe ich dadurch effektiv irgendetwas Gutes getan (außer dem Ego meines Gottes geschmeichelt, der ja mindestens im Alten Testament ein sehr ausgeprägtes Ego hat, was so gar nicht zu meiner Idee von einem weisen, über den Dingen stehenden, reifen Wesen passen mag)?
Unter der Gemeinschaft der Gläubigen einer Religion gilt es als ehrenwert, an die eigene Religion zu glauben und sie zu praktizieren. Der Glaube wird zum reinen Selbstzweck und der Gläubige schon allein dadurch zum Guten, weil er auch glaubt. (Je mehr Gemeinsamkeiten jemand mit uns hat, desto „besser” finden wir ihn.) Man feiert gegenseitig sein verklärtes(?) Selbstbild als Gläubiger und zelebriert gemeinsam frömmelnd die gemeinsame Religion – als machte das einen zu einem besseren Menschen. (Soll nicht heißen, dass, wenn einem die Gemeinsamkeit guttut, dies nicht etwas Positives für den einzelnen wäre – aber es macht den Einzelnen eben ethisch nicht „besser”.)
Das wäre ja alles halb weniger tragisch, wenn umgekehrt nicht diejenigen, die nicht glauben, in den Augen manch eines Religiösen die schlechten oder bösen wären. Diese („fanatischen”) Gläubigen empfinden aber nicht zwingend deswegen so, weil sie schlechte Absichten hätten, sondern einfach weil sie aufrichtig meinen, einer moralischen Pflicht nachzukommen. (Insofern kann man ihnen auch keine Bösartigkeit unterstellen, „nur” Fehlgeleitetheit.)
So wird dann vereinzelt versucht, Nicht- oder Andersgläubige zum eigenen „wahren” Glauben zu bekehren oder gar zu zwingen („Und bist du nicht willig …”) – gerade so, als wäre es eine Frage des guten Willens oder der richtigen Einstellung, an einen bestimmten Gott zu glauben. „Du glaubst jetzt! Los!” Ungefähr wie:
„Schmeckt dir das Essen?”
„Nein, ich mag es nicht.”
„Doch, es ist gut!”
„Für mich nicht.”
„Dir hat das Essen jetzt auf der Stelle zu schmecken – sonst bringe ich dich um!”
„Stimmt, jetzt wo du's sagst. Es ist wirklich hervorragend.”
Es liegt nichts Gutes im Glauben an sich. Die „effektiven” Taten eines Menschen entscheiden darüber, ob man gut ist oder nicht.
Religion aus ethischer Sicht
Wenn die einzigen „Nebenwirkungen” von Religion positiv wären, etwa dahingehend, dass sich Menschen besser verhalten oder durch die Ausübung ihrer Religion Kraft und Zuversicht schöpfen oder in irgendeiner Form glücklicher sind – meinen Segen hätte sie. Nur leider bin ich mir nicht sicher, ob die Erfindung der Religion (bzw. eines Gottes und daraus abgeleitet Religion) ein Segen für die Lebewesen auf diesem Planeten war / ist. (Und wenn ich schreibe, ich wäre mir nicht sicher, heisst das eher, dass ich starke Zweifel habe. Und wenn ich "eher" schreibe, könnte man das Wort genausogut streichen.)
Wie viel Leid geschah „im Namen Gottes” – und demgegenüber gestellt, wie viel Gutes hat Religion bewirkt?
- Wie viele Lebewesen wurden / werden geopftert, um bestimmten Göttern zu huldigen?
- Wie viele Kriege wurden / werden aus religiösen Gründen geführt?
- Wie viel Leid entstand durch sinngemäßes oder fehlgeleitetes religiöses Verhalten (Verfolgung Ungläubiger, Missbrauch, Hexenverbrennung, Selbstkasteiung, Kasteiung, Schächtung ...)
- Wie viel Leid entstand / entsteht durch (irrationale) religiöse Wertvorstellungen
Natürlich sind es immer die Menschen selbst, die diese Taten verüben, nicht das Konstrukt "Religion". Aber hätten diese das gleiche Ausmaß an Leid verursacht, wenn sie nicht religiös verklärt gewesen wären?
Auf der Haben-Seite der Religion steht Gemeinsamkeit, Halt und Zuversicht, Vertrauen. Für die zweifelsohne echten "guten" Dinge, die karitative religöse Einrichtungen tun, braucht es keine Religion – dafür genügen einfache Ethik und Moral.
Kurzum: Stellte man eine Bilanz auf, käme wohl jeder ethische Buchhalter zu dem Schluss, dass Religion für das Schicksal der Lebewesen dieses Planeten mit eine der schlechtesten Erfindungen war.
Oder anders ausgedrückt: Wenn es einen Gott gibt, dessen Interesse das Wohlergehen der Geschöpfe auf der Erde ist, er hätte unter allen Umständen verhindern müssen, dass jemand auf die Idee kommt, es könnte ihn geben.
Ethik vor Religion, Religionsfreiheit
Noch heute wird unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit Leid an Lebewesen verursacht und vom Gesetzgeber geduldet. Das widerspricht meinem Grundsatz „Glaube, wenn es dir guttut und wenn du niemandem dabei schadest” und jeder vernunftbasierten Ethik. Dass der Anachronismus „Religionsfreiheit” weiterhin im Gesetz steht und so großzügig interpretiert wird, ist für mich unbegreiflich.
Es spielt nebenbei keine Rolle, welche „Tradition” die jeweilige Religion hat, wie lange es sie schon gibt und wie viele Gläubige sie hat. Historie ist keine Legitimation für eine Religion oder ihre Rituale. Nur weil eine Religion vor tausenden von Jahren entstand, als sie den perfekten Nährboden in uns Menschen vorfand, um Wurzeln zu schlagen, sich über die Jahrhunderte zu verbreiten und sich in unser soziokulturelles Erbgut einzunisten, ist sie nicht legitimer als etwa irgendeine andere Religion neueren Datums – und schon gar keine Rechtfertigung für leidverursachendes Verhalten.
Ethische Grundsätze dürfen niemals für Religionsfreiheit geopfert werden. Jeder soll seinen Glauben ausleben dürfen (wenn er sein Bedürfnisse dadurch befriedigt und es ihm guttut) – aber unter keinen Umständen zum Schaden anderer Lebewesen.
Christentum und Kirche
Eine Sache ist, ob man an einen Gott glaubt und sich einer bestimmten Religion angehörig fühlt – eine andere Sache ist, was aus der Lehre ihres Begründers „fabriziert” wird – wie im Falle des Christentums der gigantische Kirchenapparat, der entstand. Was aus den Überzeugungen und Einstellungen Jesu „pervertierte” ist ein Paradebeispiel dafür, dass gut gemeint noch lange nicht gut gemacht ist. (Ähnliches Bild: "Der einst idealistische Revolutionär, der gegen den Unterdrücker kämpft, kommt schließlich an die Macht und wird selbst zum Diktator.")
Wie hoch wäre unter den selbsternannten Christen der Anteil derer, die sich unter den Aposteln Jesu wiedergefunden hätten – und wie viele gehörten zu den Pharisäern? Wie viele der Christen nehmen sich der Bettler und Ausgestoßenen an, oder reden auch nur ein freundliches kurzes Wort mit ihnen, wenn sie ihnen begegnen – so wie Jesus es offenbar vorgelebt hat?
Ist man Christ, weil man "auf dem Papier" Mitglied in einem historisch gewachsenen Verein ist und regelmäßig zu den Vereinstreffen geht, (wo man dann womöglich in selbstverklärter frömmelnder Verzückung den eigenen Glauben zelebriert und sich als "gut" betrachtet)? Weil man Weihnachten und Ostern feiert? Verwaltet man eigentlich nur den eigenen Glauben?
Lebt man den Glauben so wie die anderen Gläubigen zum reinen Selbstzweck, damit man sich einen Christen nennen kann? Und wie viel wirklich Gutes entsteht dabei im Alltag?
Oder lebt man nach den Maximen des eigentlichen Begründers?
Wir müssen nicht glauben oder einer Glaubensgemeinschaft angehören, um Gutes zu tun und ethisch zu handeln.
Ist der Wunsch der Vater des Gedanken?
Glauben wir, was wir glauben?
Glauben wir, was wir als „richtig” betrachten?
Glauben wir (noch), weil es unserer Gewohnheit entspricht?
Glauben wir, weil es uns beigebracht wurde und weil die Menschen in unserem sozialen Umfeld es auch machen?
Glauben wir, was wir glauben wollen?
Glauben wir, weil es uns guttut?
Oder alles zusammen?
Wir finden Gründe, um glauben zu dürfen. So wie wir für alles Gründe finden, was wir insgeheim wollen – bewusst oder unbewusst. (Was nicht bedeutet, dass die Sache, für die wir Gründe suchen und vermutlich dann auch finden, automatisch schlecht wäre – aber sie ist eben auch nicht automatisch gut und richtig.)
Was ich glaube
Du ahnst es : Ausgehend von meiner subjektiven, begrenzten Lebenserfahrung, meinem „gesunden Menschenverstand” (der allein auf meinen Erfahrungen basiert und insofern wiederum subjektiv und begrenzt ist), und meiner unvollkommenen Fähigkeit zur Abstraktion betrachte ich die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Gott gibt für geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass es einen gibt – kann aber weder das eine noch das andere ausschließen. Ich sage also nicht, dass es (k)einen Gott gibt. Genausowenig wie ich sage, dass es (k)ein Fliegendes Spaghettimonster gibt. Ich weiß beides schlichtweg nicht und kann mir deswegen kein Urteil anmaßen. Deshalb zähle ich mich zur Gattung der Agnostiker.
Was die christliche Religion angeht, mit der ich aufgewachsen bin, denke ich
… dass es Jesus gegeben hat
… dass Jesus von einer jungen Frau (keiner Jungfrau) geboren und von einem Mann gezeugt wurde (siehe hierzu https://amzn.to/3ISoh56)
… dass Jesus von einer jungen Frau (keiner Jungfrau) geboren und von einem Mann gezeugt wurde (siehe hierzu https://amzn.to/3ISoh56)
… dass der Heilige Geist ausgedachter Kirchenblödsinn ist
… dass Jesus ein guter Mensch war, dessen Einstellung und Überzeugungen ich vermutlich zu fast 100% teilen würde (ich habe sie nicht alle präsent gerade)… dass Jesus sich in seinem Grab umdrehen würde, wenn er wüsste, welches Konstrukt aus seiner Überzeugungen pervertiert ist (Kirche)
… dass Jesu Eigenwahrnehmung beeinflusst wurde von den Erwartungen und Hoffnungen, die in ihn projiziert wurden, und seiner eigenen soziokulturellen Prägung und der Religion, in die er hineingeboren wurde (so dass er sich offenbar selbst für den Sohn Gottes hielt – was ich ihm gar nicht ankreiden möchte; so, wie Menschen wahnhaft glauben,sie wären vom Teufel besessen, glaube ich auch, dass es Menschen gibt / gab, die meinen, sie wären von Gott besessen oder von ihm auserkoren, was bei dem einen oder anderen Propheten so gewesen sein mag)
… dass Jesu Wirken verklärt dokumentiert wurde
… dass die Evangelisten Marketing beherrschten
… dass Jesus keine übermenschlichen Wunder vollbracht hat
Ich denke außerdem,
… dass die Inhalte der Bibel (genauso wie die des Korans und der Tora) von Menschen erdacht und niedergeschrieben wurden. Hierzu empfehle ich dir das YouTube-Video „Wie ist die Bibel entstanden?”
… dass die Bibel im Alten Testament aus Mythen und Erzählungen und Märchen besteht
… dass viele Inhalte im Alten wie im Neuen Testament ihre Existenz dem Prinzip „Stille Post” verdanken (Die Sardine, die Onkel Herbert gefangen hat, wird im Laufe der Jahre zu einem riesigen Hecht)
… dass die Bibel aus Texten besteht, die von bestimmten Menschen (mit bestimmten Interessen) auserwählt wurden
Ich akzeptiere,
wenn du eine eigene Meinung dazu hast und bin jederzeit bereit, meine Meinung zu überprüfen, wenn du rationale (Gegen-)argumente vorbringst.
Einordnung des Geschriebenen
Das war dann in „wenigen” Sätzen etwa das, was ich mir, ebenfalls durch reflektieren und philosophieren, mit meinem eigenen gefährlichen Halbwissen zusammengereimt habe – also genau das, was ich dem Menschen unterstelle, als er sich Gott zusammengereimt hat.
Was den Kindern der Weihnachtsmann ist, ist den Erwachsenen Gott: vielleicht hat man im Hinterkopf mal den leisen Verdacht, dass es zu schön ist, um wahr zu sein – aber man möchte halt dran glauben und so denkt man am besten gar nicht genauer drüber nach. (Sorry!)
Und nochmal: das Ganze ist meine Interpretation zum jetzigen Stand meiner Erkenntnisse. Ich selbst bin nicht frei von eventuellen Prägungen oder Glaubenssätzen, irgendwelchen Motivationen und verfolge bestimmt auch irgendwie irgendwelche unter- oder oberschwelligen Eigeninteressen. Vielleicht habe ich unbewusst mir die Teile aus dem großen Ganzen herausgepickt, die in mein narratives Bild passen und andere, die nicht dazu passen, unterschlagen. Das soll keine Rechtfertigung oder Relativierung sein, (denn ich stehe zu dem, was da steht), es soll dir nur bewusst zu machen, dass Überzeugungen und Erkenntnisse und das, was man dafür hält, nicht unveränderlich sind.
Ich will mich auch in keiner Weise lustig machen über Menschen, die gläubig sind.
Wenn ich damit deine Gefühle verletzt habe, sorry. Das war nicht meine Absicht. (Davon abgesehen, sollte es keine Rolle für dich spielen, was ich oder andere glauben oder nicht glauben. Du musst nach deinen Überzeugungen handeln – solange es deine sind.)
Generell spräche auch überhaupt nichts dagegen, die Interpretation zu nehmen, die einem nachhaltig guttut. Wenn du gläubig bist und der Glaube dir gute Gefühle bereitet, dann, könnte man sagen, ist das eine tolle Sache, die du fortführen solltest – solange durch deinen Glauben oder die Ausübung deines Glaubens an keiner anderen Stelle Leid entsteht. Wenn Religion für dich ein Mittel zum Zweck ist, damit es dir gut geht, dann ist es hervorragend, sie als solches zu nutzen. Und wenn dein Glaube dazu beiträgt, dass du (objektiv) ein besserer Mensch wirst, könnte ich theoretisch sagen: hallelujah! Perfekt!
Aber, da steht könnte und eigentlich ...
Denn ich fürchte, solange es Religion gibt, wird sie Nährboden bleiben für das oben skizzierte Leid, für Fanatismus und Auseinandersetzungen. (Fühl dich frei mir, ein plausibles leidfreies Religionsszenario aufzuzeigen oder eine Religion, die unterm Strich nicht zu mehr Leid als Freud geführt hat.) Selbst wenn du friedliebend gläubig bist, trägst du also dazu bei, das Konstrukt Religion am Leben zu halten und sie aktiv oder passiv weiterzuverbreiten, so dass sie früher oder später auf jemanden trifft, der Schlechtes damit macht.
Ach ja, …
Falls es dich (doch) gibt, lieber Gott und du am Tag des jüngsten Gerichts über Wohl und Wehe von mir im Jenseits entscheidest, dann hoffe ich, dass du kein selbstverliebter Narzisst bist, dessen Ego durch den Glauben seiner Geschöpfe befriedigt werden will, sondern, dass es absolut keine Rolle für dich spielt, ob ich in meinem Leben an dich oder woran auch immer geglaubt habe, und du mich allein nach meinen Gedanken, Worten und vor allem Taten beurteilst – und dass du durchaus einen gewissen Sinn für Selbstironie mitbringst.
Ansonsten hätte ich bei dir im Himmel eh keinen Spaß.
Amen.