Vegetarier, Veganer, Frutarier, Pescarier, Ovo-… was?
Wer is(s)t was?
„Ja, da blickt doch kein Mensch mehr durch! Früher hat man gegessen, was auf den Tisch kommt – und basta!”

Ja ja, die gute alte Zeit, als die Welt noch in Ordnung war – und nicht jeder eine eigene Ernährungsbezeichnung für sich beansprucht hat!
Um dem gut bürgerlichen Wutbürger die Orientierung in diesem absurden Wirrwar zu erleichtern, hier ein Überblick über die verschiedenen Ernährungsweisen, sowie meine persönliche Einordnung gratis obendrauf. Weitere Ernährungsformen (wie irgendwelche Paläo-, Rohkost- oder sonstige Diäten) sind hier nicht aufgeführt, denn sie spielen für die ethische Betrachtung (und darum geht's ja) keine Rolle.
Omnivoren
(„Alles-Esser”)
Flexitarier
(„Flexibel-Esser”)
Vegetarier
(„Kein-Fleisch-Esser”)
Veganer
(„Nix-Tierisches-Konsumierer”)
Frutarier
(Nur-Früchte-Esser)
Omnivoren – Level 0 – „Da müssen wir dringend was machen!”
Der Omnivor kommt meistens vor. Ja, leider sind die meisten Menschen aktuell noch allesessende Omnis”, wie der Veganer die kulinarischen Allrounder „liebevoll” bezeichnet. Der Omnivore isst halt alles, was ihm schmeckt. Ich habe die Hoffnung, das ändert sich bald – vielleicht sogar bei dir, wenn du die Seiten hier durchgearbeitet hast!?
Flexitarier – Level 1 – „Immerhin ein Anfang”
Der Flexitarier ist sozusagen die Vorstufe zum Vegetarier und hat im Vergleich zum Omivoren schon mal ein gewisses Bewusstsein entwickelt. Er ernährt sich nur gelegentlich von Fleisch oder Fisch – und wenn, dann konsumiert er nur ausgewählte Produkte. Von „eingefleischten” Vegetariern kommt die Kritik, der Flexitarier verdiene gar keine eigene Kategorie, weil er sich de facto ja immer noch omnivor ernährt. Daher auch die etwas abwertend gemeinte Bezeichnung „Wochenend-/ Teilzeit-Vegetarier”.
Ja, an der Kritik ist was dran, es besteht die Gefahr, dass man sich (selbstgefällig) als Flexitarier bezeichnet, um sich abzuheben von Stufe 0, dem Omnivor und sich mit Level 1 dann guten Gewissens zufrieden zu geben. Aber ich finde auch, es ist schon mal ein kleiner Schritt, den man anerkennen sollte (wenn er bewusst gegangen wurde) und auf den sich aufbauen lässt.
Vegetarier – Level 2 – „Gut! Aber es geht besser!”
Der gemeinsame Nenner unter Vegetariern und ihren Unterformen ist: sie essen kein Fleisch – und eigentlich auch keinen Fisch, mit Ausnahme der Pescetarier. Der Konsum von Erzeugnissen, die lebende Tiere produzieren (also Milch, Eier und Honig) sind für Vegetarier per se in Ordnung – je nach vegetaristischer Unterform.
Die mehr oder weniger sinnvollen Unterformen des Vegetarismus sind:
Ovo-Vegetarismus – Level 2,5 – „Eieiei, nur noch ein kleines Stück!”
Einfache Regel: Das, was vor „Vegetarier” steht, ist immer das, was gegessen wird – und der Rest wird nicht gegessen. Beim Ovo-Vegetarier sind es also Eier, die konsumiert werden, Milch jedoch nicht. Für mich ist die Bezeichnung nicht ganz so rund. Ich hätte es taxonomisch passender gefunden, man bezeichnet diese Gruppe als „Ovo-Veganer” (sie konsumieren nichts Tierisches außer Eiern).
Lacto-Vegetarismus – Level 2,5 – „Die Milch macht's … Leid(er)”
Entsprechend der taxonomischen (Un-?)Logik konsumiert der Lacto-Vegetarier Milch, aber keine Eier.
Ovo-Lacto-Vegetarismus – Level 2 – „Gut! Aber es geht besser!"
Ovo-Lacto-Vegetarier konsumieren Eier und Milchprodukte, sind für mich also die Basis-Version eines Vegetariers, daher ist diese Kategorie irgendwie redundant in meinen Augen.
Pescetarismus – Level 1,5 – „hmmmm...?”
Pescetarier essen kein Fleisch, aber eben Fisch. Daher stellt sich die Frage, ob Pescetarier überhaupt als eine Unterform des Vegetarismus gelten sollen dürfen … würden könnten. Warum Pescetarier den Konsum von Landtieren nicht in Ordnung finden, den von Wassertieren jedoch schon, erschließt sich mir nicht. Übrigens haben Meeresfrüchte nichts mit Obst zu tun und gehören damit auch nicht zu einer vegetarischen Ernährung.
PS: Was der Ovo-Lacto-Pisce-Vegetarier (ja, den gibt es auch noch) is(s)t, muss du jetzt selbst in der Lage sein, rauszufinden – genauso, wie die Sinnhaftigkeit dieser Kategorie.
Veganer – Level 3 – „Champions League!"
Der Veganer konsumiert nichts, was von Tieren stammt. Er hat erkannt, dass der Konsum jeglicher tierischen Produkte am Ende Leid verursacht, ob direkt oder indirekt. Und mit solchen Schweinereien möchte er nichts zu tun haben.
Daher ist diese Ernährungsweise ganz klar die einzig ethisch – und ökologisch – richtige. Diese Aussage ist keine Ansichtssache oder eine ideologisch motivierte Interpretation oder was auch immer einem der eingefleischte Omnivore gern unterstellen würde. Sie ist schlichtweg ein objektives, rational wissenschaftliches Faktum. Punkt.
Frutarier – Level 3 – „Champions League mit unnötigem Extra”
Der Frutarier (oder Früchtler, Fruitarier, Fructarier, Frutaner, Fruitaner, Fruganer, Fruktivorer) möchte auch den Pflanzen nicht schaden und konsumiert daher nichts, was die Pflanze durchs Ernten beschädigen würde. Er isst nur (gefallenes) Obst, Nüsse, Samen und Getreide.
Ich finde die Einstellung an sich löblich, allerdings haben Pflanzen kein Nervensystem, empfinden also keinen Schmerz. Insofern betrachte ich den Frutarismus als unnötig. Ich sehe gegenüber dem Veganismus keinen ethischen Mehrwert (im Gegensatz zum Sprung vom Vegetarismus zu Veganismus).
Vielleicht bin ich aber nur noch nicht so weit.
Apropos „bin ich” …
Was bin ich?
Wie an anderer Stelle schon gestanden, bin ich kein reinrassiger Veganer, und würde mich als Quasi-Veganer bezeichnen. „Quasi”, weil ich Eier konsumiere, die von Hühnern stammen, deren Herkunft / Halter ich kenne (ein Bauer aus dem weitläufigen Verwandtenkreis). Bin ich dann nicht eigentlich ein Ovo-Vegetarier? Nein, denn der Konsum von Ei-Produkten generell ist für mich tabu, außer eben die Eier kommen von diesem Bauernhof.
Veganer Werdegang
Wie wohl fast jeder (Quasi-) Veganer, habe ich mich vom Omnivoren zum Nur-Noch-Bioprodukte-Konsumierenden-Flexitarier über den Vegetarier zum Veganer (weiter-)entwickelt. Man befindet sich auf einer Stufe, gewinnt neue Erkenntnisse und erklimmt die nächste Stufe, konsolidiert dort eine Zeit, gewinnt neue Erkenntnisse usw.
Karnisten – Level 0 – „Akuter Handlungsbedarf”
Ach ja, der Vollständigkeit halber sei auch noch diese Gruppe der Fleischesser erwähnt, also im Prinzip redundant zu den Omnivoren, denn reine Fleischesser unter den Menschen gibt es vermutlich nicht. Selbst ich hatte vor meiner „Erleuchtung” Fleisch zumindest mit etwas Beilagen (z.B. Ketchup) verzehrt. Der Karnismus ist ein von der veganen Autorin Melanie Joy erfundener „Ismus”. Sie wollte damit aufzeigen, dass die fleischlastige Ernährung genauso als Ideologie begriffen werden kann – wie man es dem Vegetarismus, Veganismus, etc. unterstellt.